Vom 14.-21.08.23 fand neben der Offenen Deutschen Einzelmeisterschaft auch die diesjährige Deutsche Einzelmeisterschaft der Frauen statt. Nachdem der Meisterschaftsgipfel, in dessen Rahmen die letzten Jahre auch immer die deutschen Meister ausgespielt wurden, abgesagt wurde, musste neben der Zeit auch kurzfristig der Ort geändert werden. Anstelle von Magdeburg spielten wir deshalb in einer Sporthochschule in Ruit (in der Nähe von Stuttgart). Durch eine ICE-Direktverbindung war die An- und Abreise dennoch relativ entspannt.
Es war meine erste geschlossene deutsche Meisterschaft, die ich mitspielen durfte, nachdem ich mich im Mai als Berliner Meisterin qualifiziert hatte. Dadurch waren aber auch die dortigen Spielverhältnisse noch ungewohnt für mich. Während zum einen an allen Tischen mit DGT-Brettern gespielt wurde und aufgrund der Sofia-Regel bis zum 40. Zug kein Remisangebot erlaubt war, wurde man außerdem vor jeder Runde beim Betreten des Spielraumes mit einem Detektor (wie man sie vom Flughafen kennt) nach technischen Geräten abgesucht. Diese waren für Spieler und Besucher auch im ausgeschaltetem Zustand verboten. Die Sporthalle, welche als Spielsaal diente, war zwar von der Größe sehr gut zum Spielen ausgelegt, verfügte allerdings über keine Klimaanlage, was durch die sehr hohen Temperaturen (über 30 Grad) an mehreren Tagen zu bemerken war. Den Spielern standen aber durchgängig kostenlos Wasser (auch gekühlt), Obst und Riegel zur Verfügung, was ich als sehr positiv empfand.
Das Turnier an sich lief für mich okay. Ich habe am Ende mit 4/9 Punkten wieder genau meinen Startrang belegt und auch, wenn ich an einigen Stellen noch halbe Punkte abgegeben habe, kann ich aus ihnen sicherlich viel für die Zukunft mitnehmen.
So enstand auch direkt in meiner ersten Runde gegen Jana Bardorz ein kritischer Moment während der Zeitnotphase.
Ich hatte durch vernachlässigte Deckung einen Bauern verloren, wofür ich aber auf einer offenen Linie Gegenspiel mit meinen Turm erhielt. Da meine Gegnerin nach Elo-Bewertung klare Favoritin war, begann sie mit zwei Figurenopfern kurzfristig einen Königsangriff, um die Stellung kompliziert zu halten. Auch wenn dieser laut Computerbewertung mich in Vorteil brachte, konnte ich diesen aufgrund unserer beidseitigen Zeitnot nicht halten. Indem ich an einer Stelle nicht die richtige Verteidigung fand, verwandelte sich die gewonnene in eine Verluststellung, welche die Partie auch schnell zu Ende gehen lies.
In meiner zweiten Partie wurde ich gegen Ana-Maria Bursan gelost. Obwohl sie bezüglich ihrer Elo den niedrigsten Startrangplatz besaß, spielte sie deutlich stärker, sodass wir im Laufe der Partie beide die Möglichkeit erhielten, sie zu unseren Gunsten zu wenden. Schlussendlich wickelten wir aber in ein Turmendspiel ab, in dem ich durch einen Freibauern positionellen Vorteil besaß. Dadurch bin ich aber leider etwas unvorsichtig geworden und habe es doch noch zu einer Remisstellung verspielt.
In der 5. Runde spielte ich gegen Julia Walker. Diese Partie war von meiner Seite aus fast vollständig sauber, wodurch ich langsam eine angenehmere Stellung aufbauen konnte, die mir neben der Initiative auch einen Bauerngewinn einbrachte.
Mit weniger Zeit spielte meine Gegnerin hier 36. … Td7 und übersah eine schöne Taktik: 37. Dc4+ Ld5 38. Dg4 Txc7 39. Txc7
Die Partie endete schließlich nach 39. … g6 40. Sh6+ Kh8 41. Tc8
Neben dem Turnier hat mir besonders die Atmosphäre vor Ort sehr gut gefallen. Es war mein erstes Turnier, zu dem ich allein gefahren bin und auch vor Ort niemanden richtig kannte, allerdings kam man über die Woche mit vielen in guten Kontakt und konnte sich besonders beim Essen mit fast jedem mal unterhalten. Auch beim Billard und Tischkicker während der Grillabende, die an den Tagen mit Doppelrunden stattfanden, habe ich einige coole neue Leute kennengelernt.
Schlussendlich bin ich sehr glücklich, bei der DFEM dieses Jahr mitgespielt haben zu können, denn auch wenn ich meine persönlichen Ziele in diesem Turnier nicht ganz erreicht habe, waren die neuen Kontakte und Erfahrungen auf jeden Fall lohnenswert.
Mattnetz ist Berliner Pokal Mannschaftsmeister 2023!
Die Sieger des Finalspiels im Berliner Pokal: Viktor, Richard, Marcel und Jaroslaw
Ja, Ihr habt euch nicht verlesen! Aber wie immer: Fangen wir von vorn an. Was ist überhaupt der Berliner Mannschaftspokal?
Dieses Jahr traten 20 Mannschaften in Berlin an, um sich einige der wenigen Qualifikationsplätze für die deutsche Pokal Mannschaftsmeisterschaft zu sichern. Dort spielen dann die “großen Vereine” aus der unter anderem 1. und 2. Bundesliga mit. Also ein durchaus attraktives Ziel für uns, um gute Partien spielen zu können 🙂
Kurz zur Wertung der Runden: Eine Mannschaft besteht aus 4 Spielern, wobei Brett 1 und Brett 4, sowie Brett 2 und Brett 3 immer die gleiche Farbe haben. Sollte es mal 2:2 ausgehen entscheidet zunächst die Berliner Wertung, wer weiter kommt. Hierbei “zählt” Brett 1 4 Punkte, Brett 2 3 Punkte Brett 3 2 Punkte und Brett 4 1 Punkt. Die vorderen Bretter sind demnach also “wertvoller” aus Sicht der Berliner Wertung. Haltet dieses Detail im Hinterkopf. Für das Finale werden wir diese Rechnerei nochmal brauchen 🙂
Während einige Vereine noch eine Vorrunde spielen mussten, durften wir direkt im Achtelfinale ran, um dort unser Können unter Beweis stellen.
1. Schritt: Achtelfinale
Mattnetz vs Hermsdorf-Frohnau
Im ersten Mannschaftsspiel durften wir gegen Hermsdorf-Frohnau ran. Henrik, Georg, Viktor und Richard tarten hierbei für uns an. Wir gingen als klarer Favorit in das Spiel rein und holten so auch unseren Pflichtsieg. Am Ende stand ein 4 : 0 auf der Anzeigetafel. Damit ging es direkt weiter in das Viertelfinale.
2. Schritt: Viertelfinale
Mattnetz vs Weisse Dame
Nun ging es gegen die Weißen Dame ran. Mattnetz spielte wie auch zuvor mit Henrik, Georg, Viktor und Richard – hatte ja schon im Achtelfinale gut funktioniert. Auch für dieses Spiel waren wir zahlenmäßig stark favorisiert. Umso “einfacher” machten es uns unsere Gegner, indem sie ihr 1. Brett leer ließen und wir damit nach 30 Minuten bereits 1:0 führten. Doof für Henrik, doch jetzt reichte bereits ein Sieg an Brett 2 oder 3 um auch im Falle eines 2:2 nach Berliner Wertung weiter zu sein. Der kampflose Verlust an Brett 1 schien bei unseren Gegnern nicht geplant gewesen zu sein und so war es nicht verwunderlich, dass ihnen etwas Frust ins Gesicht geschrieben war. Nachdem Georg an Brett 2 auch recht schnell gewann war das Match quasi durch, da wir auch im Falle eines 2:2 nach Berliner Wertung weiter wären. Richard’s Gegner bot kurz danach Remis, was er annahm. Hiermit war nun auch der finale Mannschaftssieg besiegelt. Viktor kämpfte noch ein wenig länger, sodass am Ende sogar ein 3,5 : 0,5 auf dem Scoreboard stand. Extremst motiviert und mit ersten Parolen wie “Jetzt holen wir uns auch das Ding” ging es ins Halbfinale. Neben uns waren noch Schachfreunde, Siemensstadt und Chemie Weißensee soweit gekommen. Wir hofften auf etwas Losglück 😉
3. Schritt: Halbfinale
Mattnetz vs Siemensstadt
Und so sollte es sein, die Losfee war mit uns. Mit Siemensstadt spielten wir gegen die zahlenmäßig niedrigste der verbliebenen 4 Mannschaften. Bedauerlicherweise stand Mattnetz für das Wochenende um 24.06 und 25.06 Henrik und Georg nicht zur Verfügung. Der aufmerksame Mattnetzleser wird natürlich wissen, wo die beiden waren 😉 Für alle anderen: anbei der Artikel zu ihrem Turnier. Als spoiler vorab: Es lohnt sich zu lesen und das Turniuer lief auch “ganz gut”
https://www.sv-mattnetz-berlin.de/im-turnier-in-misdroy/ (aber erst nach diesem Beitrag hier lesen 😛 )
Nun aber zurück zum Halbfinalspiel. Für unser Brett 1 und Brett 2 musste Ersatz ran. Hierfür fanden sich Oliver und Marcel. Um den Farbwünschen der einzelnen Spieler gerecht zu werden spielte Marcel an 1, Oliver an 2, Viktor an 3 und Richard an 4.
Marcel kam sehr gut aus der Eröffnung heraus und stand positionell nahezu auf Gewinn. Dies verwertete er am Ende in eine schöne Taktik, sodass wir am 1. Brett den ersten wichtigen Sieg holten. Oliver und Viktor standen auch beide besser, konnten aber leider ihren leichten Vorteil nicht in einen vollen Punkt umwandeln. Sie spielten beide Remis. Richard am letzten Brett kam wie Marcel auch sehr gut aus der Eröffnung raus. Nach etwas hin und her verwertete auch er seinen Vorteil am Ende in etwas Mehrmaterial und damit in einen ganzen Punkten. Am Ende schlägt Mattnetz damit Siemensstadt mit 3:1. Es war vollbracht..MATTNETZ STEHT IM FINALE DES BERLINER MANNSCHAFTSPOKALS!!!
Am Nebentisch deutete sich bereits ein Sieg der Schachfreunde gegen Chemie Weißensee an, womit auch unser Gegner für das Finale fest stand. Extremst euphorisch und noch motivierter traten wir damit die letzte und wichtigste Runde des Berliner Mannschaftspokal an. Genau die gleiche Paarung, Schachfreunde Berlin gegen SV Mattnetz Berlin, kam bereits im letzten Jahr des Finales zustande. Damals verloren wir ein 2:2 nach Berliner Wertung und wurden Berliner Vize-Pokalmeister. Es gab also etwas gut zu machen.
4. Schritt: Finale
Mattnetz vs Schachfreunde
Um die Vorbereitung der Gegner zu erschweren (und um den Farbwünschen einiger Spieler zu erfüllen) tauschten wir unsere Aufstellung durch. Herausfordernd kam zudem hinzu, dass Oliver nicht konnte. Hierfür sprang Jaroslaw ein. Wir einigten uns darauf, dass Marcel an 1, Richard an 2, Jaroslaw an 3 und Viktor an 4 spielen würde. Unser ausgetüftelter Plan war: Die Weißbretter an 1 und 4 würden die Siege holen, während unsere schwarz Bretter solide bleiben..soweit der Plan 😉
Bei Marcel an 1 zeigte sich sehr früh, dass sein Gegner voll in seine Vorbereitung gelaufen war. Trotz einiger Abweichungen von den Hauptzügen im Fried Liver Angriff kannte sich Marcel bestens aus und erreichte folgende Stellung:
Marcel mit Weiß am Zug
Wir sind hier wohlbemerkt erst im 17. Zug! Weiß hat 2 Bauern mehr, muss dafür aber auch noch einige Entwicklungsprobleme lösen. Klar, Schwarz zog Tb8 um mit dem Abzug des Läufers nach a3 den b2 unter Beschuss zu nehmen. Marcel erkannte dies und spielte 17. c3 ! Er ignoriert den Abzug, denn auf La3 spielt er die Dame auf das eben freigewordene Feld c2!! Damit ist der Abzug wirkungslos und Weiß kann seine Entwicklungsprobleme lösen. Die Partie dauerte nicht mehr lange und wie in den Runden zuvor stand es durch Brett 1 bereits früh 1:0 für Mattnetz!
Uns fehlte damit nur noch ein Sieg an Brett 2 oder 3, damit wir das Ding in der Tasche haben. Und so sollte es kommen! Leider vergab Richard seine positionell deutlich bessere Stellung, sodass die Entscheidung noch etwas auf sich warten lies. Viktor an Brett 4 hatte leider auch nicht all zu viel Glück an diesem Tag und übersah leider eine Taktik, die die Partie letztendlich auch sofort beendete. Es stand damit 1:2 für Schachfreunde..Aber sollte Jaro gewinnen würde es 2:2 stehen. Also exakt wie letztes Jahr. Ihr erinnert euch an die Rechnerei vom Beginn? Für Mattnetz würden im Falle eines 2:2 Brett 1 und 3 gewinnen, wohingegen für Schachfreunde Brett 2 und 4 gewinnen würden. Nach der Berliner Wertung würde es damals also 6:4 FÜR Mattnetz stehen. All der Druck lag also auf Jaroslaw, der seine Partie nun gewinnen musste. Folgende Stellung zeigt , dass sein Gegner recht früh die Nerven verlor:
Jaroslaw mit Schwarz am Zug
Auf den ersten Blick sieht es sehr gefährlich aus, da ziemlich viele Figuren den schwarzen König anfallen und die eigenen schwarzen Figuren einen Ausflug auf den Damenflügel gemacht haben. Nichtsdestotrotz ist dieses Opfer ungenau und das zeigte Jaroslaw eindrucksvoll! Es folgten Sb4 Db1 nebst Lb3! Jaro erkannte sehr richtig, dass die Dame und Diagonale b1-h7 sehr sehr wichtig sein würde. Nach einem absoluten Krimi hatte Jaroslaw am Ende eine glatte Mehrfigur, die er auch nach etwas hin und her erfolgreich verwertete.
Nachdem sich beide die Hand gaben und klar war: Mattnetz ist Berliner Mannschaftspokalmeister, brach die grenzenlose Euphorie aus. Wir realiserten: Wir hatten es geschafft! Als klarer Underdog mit im Schnitt über 150 ELO weniger an jedem Brett konnten wir dennoch gut dagegen halten und am Ende auch den Titel holen!!! Wo wir letztes Jahr noch wegen der Berliner Wertung Vize-Meister wurden, half Sie uns dieses Jahr zum Meistertitel!
Zum Schluss noch ein paar Worte von mir: Jungs, ich bin unfassbar stolz auf euch / uns!!! Auch die Reaktionen von Georg oder Henrik zeigten, dass solch ein kleines Wunder zwar durchaus nicht im Bereich des unmöglichen war, aber für sehr unwahrscheinlich gehalten wurde 😉 Das Wochenende um den 24.06 und 25.06 war damit nicht nur für Georg und Henrik erfolgreich, sondern auch für Mattnetz. Und nun viel Spaß beim Lesen Ihres Beitrages zum Turnier in Misdroy.
Georg und ich spielten letzte Woche vom 20.06.2023 – 25.06.2023 in Misdroy (polnische Ostseeküste und Teil von Usedom) bei einem IM-Turnier mit, zu welchem wir vorher eingeladen wurden. IM-Turnier heißt, dass es nur 10 Leute waren, welche so ausgesucht wurden, dass man durch genug Ausländer, Titelträger und Gegnerschnitt theoretisch eine IM-Norm erzielen könnte, was wir zwar nicht ganz erreichten aber dennoch ein gutes Turnier am Ende spielten. Zeitgleich fand dort auch noch die 30. offene Brandenburgische Seniorenmeisterschaft statt, wodurch auch Manfred Kleinwächter vor Ort war und mit 4/9 nach einem sehr starken Start ein ebenfalls ordentliches Turnier spielte.
Georg und ich holten beide 5/9 in einem durchaus starken Teilnehmerfeld und verfehlten die IM-Norm nur um 1,5 Punkte. Am Ende erreichten wir den 2. und 3. Platz!
Georg wurde genau Punktgleich mit gleicher Wertung wie Drazen Muse geteilter dritter. Collin Colbow (in der Mitte) gewann das Turnier mit sehr starken 8/9 und holte sich die IM-Norm. Nochmal herzlichen Glückwunsch an der Stelle.
Georg verlor nur eine einzige Partie gegen Collin und holte neben vielen Remisen 2 Siege gegen Sergej Shilov und Johannes Tschernatsch.
Ich spielte fast alle Partien Remis, aber natürlich auch sehr umkämpft, schließlich gab es ja auch die Sofia-Regel (kein Remis vor dem 20. Zug) und gewann die 8. Runde mit Weiß gegen Gerrit Hourigan. Allerdings blieb ich so natürlich auch das gesamte Turnier über ungeschlagen. Aus meiner Partie gegen Gerrit habe ich für euch hier kurz ein paar entscheidende Momente analysiert:
Lc5 war hier ein Fehler von ihm da als nächstes nach Rochade und cxd5 Sc3 folgt und dann lästig Sa4 droht um das Läuferpaar zu gewinnen.
d3 aktiviert den Läufer, b4! wäre auch gut möglich gewesen, ich hatte in der Partie eher noch über b3 nachgedacht.
dxe4 hatte als Idee ins Endspiel abzuwickeln, in welchem ich dann auch klar besser stehe.
Er versuchte dem Damentausch aus dem Weg zu gehen, aber mit f3 und anschließendem Df5 forcierte ich genau diesen, mit Abwicklung in ein gewonnenes Endspiel.
Sc7 tauscht beide Türme runter, gewinnt aber auch den Bauern, nach Tc8 und Sxd5
hier suchte ich nach dem konkreten Gewinn und fand ihn in der Zugfolge b5+ axb5, axb5+ Kd6, e5+ Ke6 und h3. Schwarz ist in einer Art Zugzwang.
nach h6, h4 und h5 konnte ich mit f5+! aufhebeln und nach gxf5 und gxh5 konnte er praktisch aufgeben. Die Partie ging dann auch nicht mehr lange und ich gewann mit Weiß nach sehr guter Partie gegen Gerrit Hourigan und holte einen wichtigen Sieg.
Was war passiert? Im Zeitraum vom 18.05. bis 21.05.2023 fand die offene Berliner Frauenmeisterschaft statt. Der SV Mattnetz war hierbei durch Malina und Oksana vertreten. Insgesamt spielten 18 Spielerinnen um den Titel der Berliner Frauenmeisterin 2023. Das Feld reichte hierbei von einer ELO von 2153 bis hin zu wertungslos. Es wurden 7 Runden á 2 Partien pro Tag gespielt, am letzten Tag dann nur noch eine. Im Vorhinein waren Malina von der Zahl her an Startrang 7 und Oksana an Startrang 10 gesetzt. Aber genug der äußeren Gegebenheiten, springen wir in das Turnier rein:
Frauenmeisterschaft 2023 – 1. Runde:
In der ersten Runde der Frauenmeisterschaft durfte Oksana gleich gegen die Turnierfavoritin an Brett 1 ran. Sie konnte sehr lang sehr gut gegenhalten und lies sich selbst mit 2 Minusbauern nicht aus der Ruhe bringen. Auch wenn die Stellung objektiv sicher schlechter war, musste ihre Gegnerin noch einiges zeigen, ehe sie sich den ganzen Punkt nach 3 Stunden Spielzeit sichern konnte.
Für Malina lief es etwas besser. Sie musste gegen eine zahlmäßig deutlich schlechtere Spielerin antreten. Nach nur 19 Zügen konnte Sie eine taktische Unaufmerksamkeit der Gegnerin ausnutzen und so nach nicht ein Mal einer Stunde den ersten Punkt für Mattnetz holen.
Malina bei der Frauenmeisterschaft 2023
2. Runde:
In der 2. Runde ging es für Oksana gegen die Startrangnummer 9 ran. Trotz der leicht besseren Zahl der Gegnerin versteckte sich Oksana überhaupt nicht und kam aus der Eröffnung hervorragend heraus. Nach nicht einmal 20 Zügen konnte sie bereits einen Mehrturm ihr Eigen nennen. Da die Stellung sehr taktisch war hatten im weiteren Verlauf dennoch beide die Möglichkeit, die Partie zu ihren Gunsten zu drehen. Oksana war hierbei die erste, die einen entscheidenden Fehler ihrer Gegnerin ausnutzte und erkämpfte sich damit ihren ersten Punkt.
Für Malina sollte es nicht weniger schwer werden. Da sie in der ersten Runde ihren Pflichtsieg geholt hatte musste sie nun gegen die 4. gesetzte WFM mit ELO 1906 ran. Wie auch Oksana versteckte sich Malina mit den weißen Steinen überhaupt nicht. Sie kam selbstbewusst aus der Eröffnung heraus und stellte die Gegnerin vor einige Probleme. Auch wenn die Stellung objektiv leicht besser für ihre Gegnerin war, lies sich Malina davon nicht beeindrucken. Ihre Gegnerin verlor in dieser komplizierten Stellung schließlich die Nerven und verkalkulierte sich bei einem Figurenopfer. Nach 20 Zügen hatte Malina nun eine Mehrfigur, welche sie nur noch über die Ziellinie bringen musste. Taktische Drohungen ihrer Gegnerin erkannte Sie rechtzeitig und so geschah es nach 41 Zügen: Ihre Gegnerin gab sich geschlagen und Malina steht nun mit 2/2 da. Mit den Siegen von Oksana und Malina war damit die 2. Runde aus Mattnetzsicht perfekt 😎
3. Runde:
Für Oksana ging es in der 3. Runde gegen die an 13 Gesetzte ran. Sie kam sehr gut aus der Eröffnung raus und konnte nach einer taktischen Ungenauigkeit der Gegnerin bereits im 16. Zug die Partie stark zu Ihren Gunsten lenken. Doch wie es im Schach so ist: Die Partie ist erst vorbei, wenn sich beide Spielerinnen die Hand geben. Und so passierte leider das unglücklichste: Oksana übersah eine taktische Abwicklung der Gegnerin und verlor leider die schon sehr aussichtsreiche Partie. Äußerst bitter, zumal sie bis dahin keinen wirklichen Fehler gemacht hatte.
Bei Malina ging es nach dem Sieg in Runde 2 der Frauenmeisterschaft gegen die WFM nun gegen die an 2 gesetzte WIM mit 2089 ran. Wie auch Oksana kam Malina hervorragend aus der Eröffnung raus (Vorbereitung sei Dank) und stand nach einem Fehler der Gegnerin im 19. Zug mit einem Mehrbauern und aktiver Stellung da. Nur leider sollte sich ähnlich wie zur Partie von Oksana das Schicksal wiederholen…Trotz der bis dahin sehr guten Zügen übersah Malina eine taktische Drohung der Gegnerin, welche sie gleich 3 Bauern und ihre Aktivität kostete. Einen Vorteil, den ihre Gegnerin leider nicht mehr aus der Hand gab, sodass sich Malina ein erstes Mal geschlagen geben musste. Von außen sehen die 0/2 in dieser Runde für Mattnetz unglücklich aus, zumal die beiden Partien von Oksana und Malina gewonnen waren. Aber das Turnier ist noch lang und es kann noch vieles passieren. Runde abhaken und weiter geht´s!
Frauenmeisterschaft 2023 – 4. Runde:
Die vierte Runde sollte die unglücklichste Runde für Oksana werden. Sie lief leider genau in ein vorbereitetes Gambit ihrer Gegnerin und stand so nach kürzester Zeit deutlich schlechter. Aber wie auch in der ersten Runde gab sie sich nicht geschlagen und kämpfte wacker! Auch wenn am Ende nichts mehr zu machen war, so ist dieser Kampfgeist, in objektiv verlorenen Stellungen noch so standhaft zu bleiben sehr bemerkenswert, wenngleich das Ergebnis sie nicht dafür belohnte. Aber auch das wird noch kommen!
Malina durfte trotz der Niederlage aus Runde 3 weiterhin oben mitspielen. So ging es nun wieder gegen eine Titelträgerin ran: WFM mit 2065 ELO. Selbstbewusst spielte sie mit den weißen Steinen ihre vorbereiteten Varianten runter und kam gut aus der Eröffnung raus. Im Mittelspiel hatte ihre Gegnerin allerdings leider den besseren strategischen Plan und konnte so deutlichen Vorteil erlangen. Dieser mündete letztendlich in 2 Mehrbauern, welche sie im Turmendspiel leider auch verwertete. Wie heißt es: Ein Unglück kommt selten allein…War Runde 3 an Pech kaum zu überbieten, war diese Runde ebenfalls einfach nur abzuhaken. Einmal genau in die Eröffnungsvorbereitung gelaufen bei Oksana und ein falscher Plan bei Malina ließen wieder 0/2 auf der Anzeigetafel aus Mattnetzsicht stehen. Dennoch war gerade einmal Halbzeit im Turnier und immer noch alles drin.
5. Runde:
Oksana spielte gegen eine schlechtere Gegnerin (Startrang 14). Als Trainer machte es mich umso glücklicher, als ich sah, dass Oksana genau unsere Eröffnungsvorbereitung aus dem Training auf dem Brett hatte (und wieder: der Vorbereitung sei Dank). Und so kam es wie es kommen musste: bereits nach 10 Zügen stand Oksana komplett auf Gewinn und konnte auch einen Mehrbauern verzeichnen. Diesen brachte sie bis ins Endspiel und damit auch über die Ziellinie. Ein guter und wichtiger Sieg, auch wenn es nur ein Spiel auf ein Tor war.
Für Malina ging es gegen Oksanas Gegnerin aus der 4. Runde ran. Da dies dadurch natürlich eine prestigeträchtige Angelegenheit war, war Malina umso mehr motiviert. Und gesagt getan: Nach genau 20 Zügen gab sich ihre Gegnerin geschlagen, da Malina gleich die erste taktische Möglichkeit ausnutzte. Nach nun 2 sehr bitteren und teilweise auch unglücklichen Runden steht nun wieder 2/2 aus Mattnetzsicht für diese Runde. Für Oksana mit 2 Punkten und Malina mit 3 Punkten ist weiterhin alles drin. Und mit dieser Einstellung ging es in die letzten beiden Runden.
6. Runde:
Wie auch in der vorherigen Runde war diese Runde vorbereitungstechnisch für Oksana ein Volltreffer! Wir sahen uns kurz vor Rundenbeginn noch einen Aufbau gegen Schottisch an…und es sollte genau so kommen. Nach 11 Zügen stand Oksana mit einem Mehrbauern bereits komplett auf Gewinn. Allerdings tauschte ihre Gegnerin sehr schnell alles ab und es gelang ihr tatsächlich, noch das Remis zu halten. Sehr bitter, aber dennoch für Oksana eine gute Partie mit unglücklichem Ausgang, da nur sie Chancen zum Sieg hatte.
Für Malina ging es in der vorletzten Runde gegen eine deutlich schlechtere Spielerin (Startrang 15). Nun ja, zu der Partie gibt es nicht viel zu sagen: Malina blieb ruhig, verbesserte ihre Stellung kontinuierlich ehe die Gegnerin die Nerven verlor und einen taktischen Fehler machte. Diesen nutze sie sofort aus und stand erst mit einer, dann mit 2 Mehrfiguren da. Der Rest war dann nur noch Formsache. Vor der letzten Runde steht Oksana nun mit 2,5 und Malina mit 4 Punkten dar. Für Malina ist damit noch eine Platzierung in den Top 3 möglich, während Oksana noch Chancen für die U18 Preise wahrt. Es ging in der letzten Runde also nochmal um alles!
7. Runde:
Oksana spielte gegen die Startnummer 12 und hatte Weiß. Wie auch in den zwei Runden zuvor kam zunächst genau die Eröffnungsvorbereitung auf das Brett. Nach einigen ungenauen Abtauschen Ihrer Gegnerin stand sie sehr aktiv und forcierte sofort den Königsangriff. Leider übersah Oksana den taktischen Gewinn, sodass am Ende „nur“ ein halber Punkt zu buche schlug. Dennoch war es eine sehr gute Partie, in der nur sie Chancen auf den Sieg hatte. Ein sehr sehr glücklicher halber Punkt für ihre Gegnerin.
Weiß am Zug, gewinnt!
Txe7! hätte hier die Partie entschieden. Dxe7 scheitert am Abzugsschach Se6+ und Weiß gewinnt die Dame. Nimmt Schwarz das Opfer nicht an, so fällt der Bauer f7 sofort danach und Weiß steht auch auf Gewinn.
Bei Malina ging es gegen Oksanas Gegnerin aus der 3. Runde ran. Mit Startranglistenplatz 13 ging Malina damit als deutliche Favoritin in die letzte Runde. Aus einer vorherigen Runde hatten wir uns bereits ein Gambit angesehen, welches dann aber nicht auf das Brett kam. Aber man lernt ja bekanntermaßen nichts umsonst. Und so kam es, dass nun die Vorbereitung doch nicht „umsonst“ war. Es kam sogar soweit, dass Malina das Gambit besser kannte als ihre Gegnerin, die es spielte. So stand sie nach 15 Zügen mit einem glatten Mehrbauern dar, den es nun zu verwerten galt. Das Ende der Partie bildete eine schöne taktische Kombination:
Schwarz am Zug, gewinnt!
Malina zog, Db6+ und gewann wenig später die Partie. Auf Kh1 folgte T8e3 gefolgt von Lxh3! Dem weißen König stehen zu viele schwarze Angreifer entgegen, sodass sich Weiß wenige Züge später geschlagen geben musste.
Fazit Frauenmeisterschaft 2023
Nach nun anstrengenden 4 Tagen Frauenmeisterschaft standen damit bei Malina 5 Punkte und bei Oksana 3 Punkte auf dem Scoreboard. Durch die Entscheidungen an Brett 1 und Brett 2 reichte es damit tatsächlich für den 3. Platz und damit das Treppchen. Für Oksana stand am Ende der geteilte 13. Platz.
Doch damit nicht genug! Da die Gewinnerin des Turniers vereinslos war und die zweitplatzierte aus einem Brandenburger Verein kam, geschah für Malina das undenkbare: Sie wurde als drittplatzierte beste Berlinerin und damit Berliner Frauenmeisterin 2023! Damit qualifizierte sie sich ebenfalls für die deutsche Einzelmeisterschaft im August dieses Jahr!
Am Ende bleibt von mir aus nur noch zu sagen:
Herzlichen Glückwunsch an beide! An Oksana für ihren unglaublichen Kampfeswillen und an Malina zur Berliner Frauenmeisterin!
Oksana und Malina bei der Frauenmeisterschaft 2023
Vom 08.04.23 – 16.04.23 findet die Berliner Einzelmeisterschaft 2023 (M-Klasse) und das Qualifikationsturnier (QT) statt und die ersten 8 Bretter der M-Klasse werden von unserem Verein Live übertragen.
Chessbase zeigt die Live Übertragung hier. Auch auf chess.com könnt ihr die Berliner Meisterschaft verfolgen. Die Übertragung beginnt täglich um 16:00 Uhr, am 16.04.22 bereits um 11:00 Uhr. Die Übertragung auf chess.com ist 15 Minuten Zeitversetzt (delay) und auf Chessbase 20 Minuten.
Die ersten 8 Bretter der Meisterklasse werden live übertragen.
Auch unsere neuen Kabelbrücken sind bereits im Einsatz die Georg dankenswerterweise besorgt und mitgebracht hat.
So ist die Verkabelung deutlich besser und vor alllem es geht schneller.
In der Meisterklasse spielen vom SV Mattnetz Henrik Hesse und Georg Tscheuschner mit und hoffentlich sehen wir einen der beiden im späteren Turnierverlauf an diesem Brett.
Nach den Siegen in Runde 1 haben es Georg und Henrik in der Meisterklasse an die Live Bretter 5 & 6 geschafft.
In Runde 3 am Ostersonntag ist es nun bereits soweit – Georg spielt mit 2 / 2 an Brett 1 gegen Raphael Lagunow und auch Henrik bleibt mit 1,5 / 2 am Livebrett 5 und spielt gegen Emil Schmidek. Die Runde beginnt um 16:00 Uhr.
Nach zwei Siegen gegen GM Richter und GM Glek ist nun auch Henrik in Runde 8 an Brett 1 angekommen. Er spielt nun, leider wieder mit Schwarz, am morgigen Samstag gegen IM Baskin. Georg spielt an Brett 6 ebenfalls mit Schwarz gegen Michael Strache.
Henrik verliert leider an Brett 1 gegen IM Baskin und spielt nun in der Schlussrunde an Brett 4 gegen IM R. Lagunow. Georg hat heute an Brett 6 mit Schwarz gegen M. Strache gewonnen und spielt nun in der letzten Runde gegen FM Glantz an Brett 5. Die Runde am morgigen Sonntag beginnt bereits um 11:00 Uhr.
Hier könnt ihr euch täglich die Partien der ersten 8 Bretter derBerliner Einzelmeisterschaft 2023 herunterladen. PGN Datei alle Runden CBV Datei alle Runden Aktualisiert 16.04.2023 um 20:45 Uhr
Hier noch alle Links zur Meisterklasse und zum QT 2023: