Mattnetz wird 22. bei der Deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft 2023

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte nahmen wir am vergangenen Samstag, den 10.06.2023, an einer Deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft (DBMM) teil. Der Weg dorthin – sowohl im übertragenen Sinne als auch im wörtlichen Sinne – war keinesfalls geradlinig. Fangen wir mit dem übertragenen Sinn an: Im September 2022 verpassten wir als 6. platzierter eigentlich die Qualifikation zur Norddeutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft (NDBMM) 2023. Dennoch konnten wir als Nachrücker an der NDBMM in Stralsund teilnehmen, weil Tegel und die SF Nord-Ost ihren Platz nicht wahrnehmen wollten. Am Ende kam ein achtbarer 14. Platz heraus.

Richard, Bennett, Georg, Henrik bei der Norddeutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft 2023 in Stralsund

Das 2:2 in der letzten Runde gegen Werder Bremen (am Ende 9.), mit dem wir ihnen die direkte Qualifikation versauen sollten, war definitiv eines der Highlights. Aber auch wir sind nicht unter die ersten 8 gekommen und hatten uns daher eigentlich nicht für die Deutsche Blitz-Mannschaftsmeisterschaft qualifiziert.

Etwa 2 Wochen später hieß es dann aber, dass Tegel als für die DBMM 2023 vorqualifizierte Mannschaft nicht antreten wird. Die bestplatzierte, nicht qualifizierte Berliner Mannschaft der NDBMM erhielt den Nachrückerplatz. Das war Mattnetz, mit hauchdünnem Abstand vor Spandau! So viel also zum nicht so geradlinigen Weg – im übertragenem Sinne – zu dieser Deutschen Meisterschaft. Jetzt folgt der wörtliche Teil.

Da die DBMM in Dinslaken (NRW) stattfand und die Registrierung bis 11:00 Uhr am Samstag erledigt sein musste, fuhren wir bereits am Freitag los. Es lagen etwa 6 Stunden Zugfahrt vor uns. Das Team bestand dieses Mal aus Henrik, Marcel, Georg und Bennett. Bennett kam aus München, die anderen drei aus Berlin.

Henrik, Marcel und Georg auf dem Weg zur DBMM 2023.

Wir hatten uns entschieden, nicht direkt in Dinslaken zu übernachten. Dafür war die Buchung zu kurzfristig und das Budget nicht ausreichend. Stattdessen ging es für uns nach Düsseldorf, wo wir eine Nacht im Flughafen-Hotel verbrachten. Am nächsten Morgen, so der Plan, wollten wir von Düsseldorf nach Dinslaken mit dem Zug fahren (etwa 30 Minuten). Doch es kam ganz anders.

Am Samstagmorgen, nach einem reichhaltigen Frühstück und mit (eigentlich) genügend Zeit im Gepäck, machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Es war etwa 9:15 Uhr als wir dort ankamen. Unter normalen Umständen wären wir also locker eine Stunde vor Ende der Registrierung am Spielort in DInslaken angekommen. Doch aufgrund eines Notarzteinsatzen fielen alle Zugverbindungen von Düsseldorf Richtung Duisburg (also auch nach Dinslaken) aus – sowohl unser Zug als auch der nächste und der übernächste. Auf einmal waren 90 Minuten nicht mehr viel Zeit, um die 30 km nach Dinslaken zurückzulegen. Wir waren leicht panisch. Kurzerhand entschieden wir uns dazu, am Bahnhof (Flughafen Düsseldorf) nach einem Mietwagen für einen Tag nachzufragen. Die orangene Firma mit einem Namen ähnlich der Zahl 6 unterbreitete uns das unschlagbare Angebot von 172 € für ihr günstigstes Fahrzeug…für einen Tag. Das wollten wir schon aus Prinzip nicht annehmen. Glücklicherweise fand Bennett kurz darauf einen Uber-Fahrer, der uns für halb so viel Geld nach Dinslaken fahren würde. Schon saßen wir im Auto. Auf der Autobahn sah es dann so aus:

Auf der Autobahn: Stau und Vollsperrung nach Dinslaken

Auch der Autoverkehr nach Dinslaken war sehr zäh. Grund dafür war unter anderem eine Vollsperrung auf einer Strecke nach Dinslaken… Inzwischen ist unser Freund Ralf zusammen mit seinen Teamkameraden aus Aue aber schon am Spielort angekommen und hat dankenswerterweise stellvertretend für uns die Registrierung übernommen. Zur ersten Runde schafften wir es dann auch mehr als rechtzeitig, nicht zuletzt wegen unserem motivierten Uber-Fahrer. Wir waren allerdings ziemlich K.O. und die 25 Runden Blitz lagen erst noch vor uns.

Ankunft in Dinslaken am Spielort (Halle im Hintergrund). Das Team ist K.O.

Wie gesagt…nicht geradlinig. Die Reise sollte sich trotzdem gelohnt haben. Der Spielort konnte durch gute Spielbedingungen, klimatisierte Räume und eine hervorragende Organisation überzeugen. Jetzt mussten wir nur noch Schach spielen.

vor der ersten Runde: Bennett (Brett 4), Georg (Brett 3), Marcel (Brett 2), Henrik (Brett 1) Bild: PMD

Das war allerdings gar nicht so einfach, denn als Setzlistenplatz 22 von 26 hat man keine leichten Gegner. Phasenweise war die Übermacht der Gegner schon deprimierend. Klar, gegen Größen wie Solingen oder auch die Söldner-Truppe Remagen zu verlieren ist keine Schande. Aber wenn man gerade dabei ist, seine zweite lange Rochade zu vollenden, ist es schwer positiv zu bleiben. Und wenn man dann sogar gegen eigentlich machbare Gegner auch noch 0:4 verliert, ist es natürlich doppelt bitter.

Runde 14: SV Mattnetz Berlin gegen ESV Nickelhütte Aue

Aber in der zweiten Turnierhälfte haben wir uns nach der Niederlage gegen Aue wieder etwas gefangen. Und mit wir meine ich Henrik, Bennett und mich. Marcel spielte an Brett 2 groß auf, von vorne bis hinten. Am Ende schaffte er eine Elo-Performance von 2300 mit 12 aus 25 Punkten gegen einen Gegnerschnitt von 2310. Mannschaftstechnisch hervorzuheben ist auf jeden Fall das 2:2 gegen Werder Bremen. Der Bundesligist musste wegen dem Remis bei der NDBMM gegen uns bereits als Nachrücker zur DBMM antreten. Und auch bei der DBMM konnten wir ihnen wieder einen Mannschaftspunkt abnehmen. Sie landeten am Ende auf Platz 3. Ein weiterer wichtiger psychologischer Sieg war das 2,5:1,5 gegen TSG Oberschöneweide. Unseren Lokal-Kontrahenten ließen wir dieses Mal sogar in der Tabelle hinter uns. Am Ende wurden wir 22. und bestätigten damit unseren Setzlistenplatz. Sieger wurde die Söldner-Truppe aus Remagen, die für ihre Bundesliga-Mannschaft noch Spieler der Deutschen Föderation sucht, um ihren Ausländeranteil zu drücken und nicht aus der Liga ausgeschlossen zu werden. So haben sie es uns jedenfalls erzählt…

Endstand nach 25 Runden: Mattnetz auf Platz 22.

Zum Abschluss zeige ich noch einen schachlichen Witz aus meiner Partie der 22. Runde gegen HSK Lister Turm, der zumindest für mich das Turnier auf schachlicher Ebene ganz gut zusammenfasst.

Georg mit Weiß demonstriert gute Technik

In der obigen Stellung steht Weiß natürlich komplett auf Gewinn und so gut wie jeder Zug gewinnt. Ich spielte Lh3. Das stellt den Läufer ein. …g4 von Schwarz fängt den Läufer. Aber das Stellungsglück war auf meiner Seite und nach Lxg4 Txg4 Kh3 muss der Schwarze Turm ziehen. Danach gewinnt Weiß seinerseits mit dem Zug g4 den Bauern h4 und der Gewinn mit den beiden verbundenen Freibauern ist wieder trivial. Wie trivial eigentlich?

Georg mit Weiß demonstriert nochmal gute Technik

Ein paar züge später…Kg3 wäre der Zug den ich gespielt hätte, wenn ich gesehen hätte, dass der Turm von h8 auch meinen Bauern auf h3 angreift. Mit wenig Zeit und wieder viel Glück bleibt die Stellung aber auch nach meinem Partiezug Kg5 gewonnen. Denn nach Txh3 kam Ta7+ Kg8 Kg6 und Schwarz ist nicht rechtzeitig für die Philidor-Verteidigung. Und die 1.-Reihe-Verteidigung scheitert, weil nach Tf3 Ta8+ Tf8 Txf8 Kxf8 Kh7 das Bauernendspiel verloren ist.

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