Zum ersten Mal nahm ein Spieler unseres Vereins an einer Jugend-Weltmeisterschaft teil. Hier der Bericht über Baos Debüt. Wer ihn chronologisch lesen möchte, muss unten anfangen.
Freitag, 06.11.2015
Ein letztes Frühstück auf der Sonnenterasse –
Wir suchten immer ein schattiges Plätzchen..
Neugierige Spatzen, aber auch Katzen begleiteten unser Frühstück
ein kleines abschließendes Match gegen Vinh und dann ging es mit dem Bus zum Flughafen Thessaloniki. Dort hatten wir 3 Stunden Aufenthalt, die sich Bao und Ole natürlich mit Schach spielen vertrieben.
Nach einem ruhigen Flug landeten wir überpünktlich in Schönefeld und durften auch noch die Begrüßung unseres neuen Weltmeisters miterleben.
Es bleibt ein unvergessliches Erlebnis, das mit einem Ergebnis von 6 Punkten (aus 11 Runden), dem 77. Platz (Setzlistenplatz 76) und 38 Elo-Punkten plus durchaus als erfolgreich zu werten ist.
Auf der Rückseite des sehr exklusiven (sprich teuren) WM-Sport-Shirts sind alle Spieler der Delegationen der USA, von Canada, Groß-Britannien und Deutschland aufgelistet. Bei dem roten Sternchen steht Baos Name.
Ziel des nächsten Jahres wird für Bao die Qualifikation für die Europameisterschaft in Prag im August sein. Dort würde er noch mal in der u10 spielen können. Viel Erfolg dafür!
Donnerstag, 05.11.2015
Heute Morgen war es schon ein merkwürdiges Gefühl, zum letzten Mal zum Turniersaal zu laufen. Aber tatsächlich stand bereits die 11. Runde an. Während Bao nun sein letztes Spiel auskämpfte, sammelte ich noch ein paar Souvenire. Baos Gegner fiel heute auf eine bereits bei der Deutschen Meisterschaft vorbereitete Eröffnungsfalle (Dank an Kimpi) rein. Ein versöhnlicher Abschluss und das Ziel von 6 Punkten erreicht.
Am Nachmittag stand dann noch mal Tennis mit Ole an. Das Match der beiden konnte Bao knapp für sich entscheiden.
Diesmal spielte Michael Zeuner den Balljungen
Danach ging es mit dem Schiff nach Marmaras, um letzte Andenken zu kaufen.
Auf dem Rückweg am Strand konnten wir eine Sternschnuppe beobachten. Hoffentlich geht Baos geheimer Wunsch in Erfüllung. Nach dem letzten Abendessen gab es ein Abschlusstreffen der deutschen Delegation. Dort erhielten alle Teilnehmer ihre Urkunden und der fantastische Weltmeistertitel von Roven Vogel wurde gefeiert. Die offizielle Siegerehrung war eher unspektakulär inszeniert.
Mittwoch, 04.11.2015
So ist das halt mit Lieblingseröffnungen. Auch in dieser kann man überrascht werden und so kam tatsächlich eine Variante zum ersten Mal in Baos Najdorf-Karriere aufs Brett. Aber die eigentliche Lektion der Partie war, dass auch Springer im Zentrum immer ein Rückzugsfeld brauchen. Mit der Leichtfigur weniger war die Partie dann deutlich verloren.
Ansonsten stand der Tag heute deutlich im Zeichen der Vor- und Nachbereitung. Morgen steht dann bereits um 10:00 Uhr die letzte Runde an und Bao hofft immer noch über die 50%-Marke zu kommen. Sehen wir mal, ob das gelingt. Ein Junge aus Russland mit einer knappen 1400 wird sein Gegner sein. Da wird es mangels Partien mit der Vorbereitung wieder schwer.
Der beliebteste Ort im Speisesaal: Ein Eisautomat – Hier konnten sich alle mittags und abends so viel Eis holen, wie sie wollten. Gleich danach rangierte die Pizza-Ausgabe am Abend und die Pommes-Behälter.
Dienstag, 03.11.2015
Nachdem die gestrige Partie dann einen recht klaren Sieg gegen Mr. Bui aus Canada brachte (zeitgleich spielte Wu gegen Wu), stand heute wieder ein Partie gegen eine 1800 an. Allerdings konnten wir uns gut vorbereiten und die Variante kam auch so in etwa aufs Brett, allerdings tauschte Bao falsch ab – die Stellung verflachte und wurde schließlich remis.
Beim Mittagsmatch hatten insbesondere die Zuschauer auf ihren Sonnenliegen ihren Spaß, während bei den Jungs der Schweiß nur so tropfte.
Bei herrlichem Sonnenschein kann man übrigens als Begleiter wunderschöne Spaziergänge am Strand machen oder auch in einem Restaurant am Hafen einkehren und auf dem Rückweg tolle und schnelle Sonnenuntergänge erleben, während die lieben Kleinen diesmal am Brett schwitzen.
einsame Buchten liegen auf dem Gelände des Resorts
Blick von Porto Carras auf die kleine Stadt Marmaras
Blick aus einem kleinen Cafe am Hafen in Marmaras auf unsere Hotelanlage Porto Carras
Sonnenuntergang in unserem Resort
Morgen ist der nächste 1800er dran, diesmal aus unserem Nachbarland Österreich. Diesmal hat Bao Schwarz und erwartet seine Lieblingseröffnung. Mal sehen, ob das so klappt.
Montag, 02.11.2015
Die Zeit vergeht wie im Fluge und schon bereiten wir die Runde 9 vor. Obwohl nur eine Runde am Tag gespielt wird, hat man das Gefühl, kaum Zeit zu haben. Morgens aufstehen um 8:30 Uhr, Frühstück um 9:00 Uhr, danach 1 Stunde Hausaufgaben. Dann Taktiktraining – Mittagessen um 12:00 – und anschließend Vorbereitung mit Michael per Internet, ein bisschen an die frische Luft und schon fängt die Runde um 15:00 Uhr an. Die dauert regelmäßig bis kurz nach 18:00 Uhr – Partie eingeben und nach Berlin versenden, ggf. kurz besprechen. Und schon steht ab 19:00 Uhr das Abendessen an. Danach ein bisschen Ergebnisse surfen und auf die Auslosung der nächsten Runde warten. Endlich ein bisschen lesen und um 22:00 Uhr ist der Tag beendet.
Bao bei der Vorbereitung per Internet mit Michael Richter
Morgen wird Bao dann zum ersten Mal seinen eigens mitgebrachten Tennisschläger in Szene setzen gegen Ole Zeuner. Aufschlag 12:00 Uhr.
In der gestrigen Partie kannte Bao leider die Eröffnung nicht. Dadurch kam er in einige Schwierigkeiten, die letztlich in einem Verlust gipfelten.
Vor der Partie mussten die Spieler dem Schiedsrichter ihre Karte zeigen, damit dieser kontrollieren konnte, dass alle Kinder auf dem richtigen Platz sitzen. Auf dem Tisch auch alle Gastgeschenke, die Bao bisher von seinen Gegner erhalten hatte.
Sonntag, 01.11.2015
Bereits vor einer Woche begann für Bao das Abenteuer „Weltmeisterschaft 2015“. Kurz vorher konnte er die WM der Erwachsenen in Berlin erleben, aber gegen das Spektakel hier in Halkidiki/Griechenland war das von der Atmosphäre her kein Vergleich, machen hier doch weit über tausendfünfhundert Spieler mit. Das Hotel ist ok (ausgewiesen als 5-Sterne-Hotel hat es allerdings seine Glanzzeiten wohl schon ein Weilchen hinter sich). Der Ausblick von der Terrasse ist dafür fantastisch (das Resort liegt direkt am Meer).
Der Blick in den Spielsaal der u10 ist dagegen schon etwas ernüchternd. Ein großer schmaler Raum ohne Fenster, Spielmaterial, das in Deutschland wohl bei keiner Meisterschaft auf den Tisch gekommen wäre.
Schiedsrichterecke – im wahrsten Sinne des Wortes
Schade auch, dass Bao durch die dezentrale Lage der Turniere der verschiedenen Altersklassen die Älteren kaum miterleben kann, zumal in diesem Jahr letztmalig alle Altersklassen an einem Ort untergebracht sind.
Jedenfalls war Bao in der ersten Runde trotzdem so aufgeregt, dass er in der Eröffnung statt der Dame den König berührte und dann auch ziehen musste. So verunsichert unterliefen ihm weitere Fehler gegen seinen für Uganda spielenden Gegner (der allerdings in den USA lebt). Danach ging es aufwärts und gipfelte in einem Sieg gegen einen starken US-Amerikaner. 3,5 aus 5 war schon ein gutes Ergebnis. Leider wurde dieser Lauf durch einen Ruhetag unterbrochen. 11 Stunden Ausflug nach Thessaloniki standen an.
Foto: Johann Schmidek – Baos Mama, als sie folgendes Foto machte
Foto: Johann Schmidek – Die Deutschen Spieler und Trainer
Am folgenden Tag flog Baos Mutter nach Hause und ich übernahm die Betreuung hier vor Ort. Es stand der 4. in den USA ansässige Gegner an (aus 6 Partien). Wen das wundert muss wissen, dass die Delegation aus den Staaten satte 130 Teilnehmer vor Ort hat (Deutschland 38). „Masse bringt Klasse“ – das zeigt sich auch hier. Gegen seinen sehr hohen 1800er Gegner hatte Bao am Nachmittag (Beginn immer 15:00 Uhr) keine Chance. Zur Belohnung bekommt er dann heute ne 1900 vorgesetzt, diesmal aus Russland. Mal sehen, ob Bao sich jetzt wieder steigern kann wie zu Beginn der WM.
Da gestern Halloween war, spielte Bao abends mit seinem Freund Vinh aus Prag noch ein bisschen Geisterschach. Ganz schön gruselig was danach auch auf den Tandem-Brettern so los war – ständig verschwanden irgendwelche Figuren wie von Geisterhand von meinem Brett gegen Vinh. Das half der diebischen Elster aber trotzdem nicht :).
Auf dem benachbarten Gebiet des Resort liegt ein Weingebiet. Eine Weinverkostung ist hier Pflicht.
Hier könnt ihr die Ergebnisse von Bao bei der WM verfolgen.