Am 18.07.2025 fand unser Vereinsevent „Jung gegen Alt“ statt. Davor gab es noch ab 16 Uhr das Turnier für die Kleineren, wobei es 16 Teilnehmer/innen und 3 Runden gab. Den 1. Platz belegt Paul mit 3/3 Punkten und einer besseren Buchholz als Charlotte, die ebenfalls 3/3 Punkte holte und damit 2. Platz wurde. Den 3. Platz belegte Philip mit 2.5/3 Punkten. Nach dem Turnier spielten die Kinder noch ein bisschen Schach, Fußball, Tischball u.a. an der frischen Luft, denn das Wetter war an dem Tag hervorragend.
Ein paar Kinder sind noch geblieben und haben sich etwas Leckeres vom Grill geholt, den Mike wieder bedient hat (Vielen Dank an Mike), oder haben beim Turnier „Jung gegen Alt“ mitgespielt/zugeschaut.
Denn um etwa 19 Uhr begann dann das Turnier, bei dem ein „Junger“ gegen einen „Alten“ eine Partie mit jeder Farbe gespielt hat.
Und nach einigen spannenden Partien und einem langen Kampf zwischen Silvio und Frank stand fest, dass das Team „Alt“ mit 16 zu 12 Punkten gewonnen hat. Damit erhält das Team „Alt“ seine Siegesserie der letzten Jahre aufrecht und Team „Jung“ muss es nächstes Jahr nochmal versuchen. Dennoch denke ich, dass alle Spaß hatten.
Nach dem Turnier ging es für manche nach Hause und für manche mit Fleisch und Vegetarischem vom Grill und der Auswertung der letzten BMM-Saison/Besprechung der nächsten BMM-Saison weiter. Für ausreichend Essen und Trinken war trotz hoher Teilnehmerzahl gesorgt. Daher nochmal ein großes Dankeschön an alle, die etwas zum Buffet beigesteuert haben.
Später am Abend gab es noch ein paar Tandem- oder Blitzpartien, Gespräche o.ä., obwohl es schon fast dunkel war. So gab es für jeden etwas an diesem schönen Sommerabend und es war ein schönes Event.
Am Ende haben wir noch gemeinsam abgebaut und aufgeräumt. Dafür auch nochmal danke, an jeden, der geholfen hat.
Ich hoffe, wir können Jung gegen Alt nächstes Jahr wieder veranstalten und dem Team „Jung“ eine neue Chance geben.
[Silvio] Vielen Dank an Adrian, der dankenswerter Weise die Organisation der Veranstaltung übernommen und diesen Bericht für unsere Website geschrieben hat.
Letztes Jahr habe ich (Viktor) schon einmal einen Bericht zum Open im tschechischen Pardubice geschrieben. Im Vorwort habe ich da meine Hoffnung geäußert, dass der Bericht mehr Leute inspirieren soll die Erfahrung mitzumachen.
Es ist jetzt 1 Jahr später und ich kann sagen: MEGA! Die Anzahl der Teilnehmer aus unserem Verein hat sich verdreifacht(!) Namentlich waren das: Jaro, Tim, Malina, Richard, Henrik, Marcel, Adrian, Leon und ich. Aber das ist nicht alles. Mit uns kam auch der Bundesligaspieler IM Emil Schmidek von SF Berlin. Von seiner Einstellung zum Schach konnten sicherlich alle was lernen.
Anreise
Ich weiß nicht wie genau Jaro meinen Bericht aus dem Vorjahr gelesen hat aber ich vermute, dass ihm mein Sarkasmus aus dem ersten Abschnitt entgangen ist. Anders kann ich es mir nicht erklären wieso wir wieder um kurz nach 7 Uhr aus Berlin los sind. Immerhin verlief die Reise diesmal relativ reibungslos. Das war unsere Truppe bei der Ankunft in Pardubice.
Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass hier nur 8 Leute sind. Tatsächlich mussten Emil und Leon aus organisatorischen Gründen die Bahn am Abend nehmen. Um kurz nach 17 Uhr ging es für sie los. Mit einigen Abenteuern und einem Taxi waren sie dann um ziemlich genau um 0 Uhr in der Ferienwohnung. Was macht man nach dieser anstrengenden Reise? Genau! Erstmal 1h Taktikaufgaben.
Dann war aber wirklich Schlafen angesagt. Das Turnier konnte beginnen.
Turnier
Wie immer bestand das Open aus einem A- B- und C-Open. Wo man spielte, wurde durch die eigene ELO festgelegt. Für uns ergab das folgende Einteilung:
A-Open: Emil, Henrik, Marcel, Jaro und ich
B-Open: Richard, Malina, Adrian und Leon.
C-Open: Tim
Um den Verlauf des Turniers in Gänze zu beschreiben, muss ich zunächst von 2 Wetten berichten. Die Wette zwischen Jaro und mir war sehr simpel: lande vor dem Anderen in der Tabelle nach 9 Runden. Richard hatte mit seinen beiden Schützlingen Adrian und Leon auch eine Wette. Damit Adrian und Leon die gewinnen konnten, mussten sie jeweils gegen einen höhergesetzten gewinnen. Was genau die Wetteinsätze waren, darf ich leider nicht sagen. Aber seid versichert: es war mehr wert als alles was man nominell gewinnen konnte. Preisgeld, ELO mögliche Normen. Alles war zweitrangig.
C-Open
Für Tim, der erst im letzten Jahr mit Schach angefangen hat, war es das erste Turnier im Ausland und dementsprechend auch in Pardubice. Ich bin mir sicher, dass er sich den Verlauf etwas anders vorgestellt hat, aber eine Katastrophe war das nicht. Am Ende standen 4,5 Punkte, -13 ELO (was bei einem 40er k-Faktor nicht der Rede wert ist) und eine menge gewonnener Erfahrung. Ich bin mir sicher, Tim spielt im nächsten Jahr schon das B-Open mit.
Tim versucht mit dem Blick des Todes seinen Gegner zur Aufgabe zu bewegen.
Die folgende Partie zeigt, dass auch im C-Open ein gutes positionelles Verständnis wichtig ist und nicht alle Partien durch taktische Motive gewonnen werden.
Winkler,Theo (1439) – Burdack,Tim (1581)
in dieser Stellung mit entgegengesetzten Rochaden ist Schwarz offensichtlich schneller mit seinem Angriff und Weiß entscheidet sich deswegen die Damen vom Brett zu nehmen.
17. Nd5 Qxd2 18. Rxd2 Rfe8 19. Nxf6 Kxf6
die entstandene Stellung ist wegen des besseren Läufers und schwarzfeldrigen Schwächen angenehmer für Schwarz. Der Vorteil ist noch nicht entscheidend, macht es aber für Weiß schwierig zu spielen. Und der nächste Fehler lässt nicht lange auf sich warten.
20. g4?
jetzt sind die schwarzen Felder endgültig nicht mehr zu verteidigen
20. … hxg4 21. fxg4 Rc5 22. h4 Rh8 23. h5
vielleicht hat Weiß das gesehen und ging davon aus, dass der Freibauer etwas wert ist. Tim zeigt aber, dass es nicht so ist.
die weißen Bauern sind verschwunden und Schwarz hat einen mehr. Die Stellung sollte gewonnen sein, aber Weiß ist frustriert und verliert komplett die Geduld.
32. Rxf5?
das tauscht die verbleibenden Figuren und das Bauernendspiel ist elementar gewonnen.
…
0-1 nach 59 Zügen
B-Open
Zum B-Open will ich gar viel nicht schreiben. Obwohl 2 der 4 unserer Starter in der ersten Hälfte gesetzt waren, brachte die erste Runde nur 0,5 Punkte. Und die kamen von Leon. Für Malina und Richard war das leider erst der Anfang eines traurigen Turniers.
Da keiner Richards Gegner eine Zahl von deutlich über 1900 vorweisen konnte, waren seine 5 Punkte am Ende eher enttäuschend.
Malina hatte besonders viel Pech. Den Weg nach Pardubice zu machen um dann 2 Vereinspaarungen zu haben (Leon und Adrian), wünscht sich keiner. Zumindest hat sie die Wette mit einem Sieg gegen Leon und einem Remis gegen Adrian nicht beeinflusst. Mit 4 Punkten am Ende blieb auch Malina unter ihren Erwartungen.
Für beide ein Turnier quasi™ zum Vergessen.
Malina und Richard spielen die 2. Runde
Obwohl Adrian die erste Runde verloren hat, war sein Start erfolgreich. Gleich in der 2. Runde konnte er seinen Beitrag zu der Wette leisten. Schauen wir uns die Partie an.
Otrohovs, Maksims (1913) – Maiwald, Adrian (1772)
Eine typische Stellung aus dem Catalan. Weiß hat einen Bauern weniger, dafür aber Druck und aktivere Figuren. Gerade muss sich Schwarz überlegen ob der 2. angebotene Bauer es wert ist.
11. … Qxd4
Adrians Antwort ist: Ja. Eine mutige Entscheidung.
Die Stellung sollte kompliziert bleiben mit etwas besseren Chancen für Weiß. Aber hier beschließt Adrians Gegner die Brechstange rauszuholen.
12. Nxb5? axb5
13. axb5? Rxa1
was genau er dabei übersehen hat, ist mir nicht ganz klar. Adrian konsolidiert sich einfach und die Sache ist erledigt. Die Partie geht auch nicht mehr lange.
Sehr kurios. Aber wie man in Island sagt: “You take what you get”. Und das tat Adrian.
In den restlicher 7 Partien kamen noch weitere 4 Remisen dazu. Alles gegen höher Gesetzte, was am Ende gute 3/9 Punkte und +6 ELO bedeutete.
Adrian bereitet sich mental auf die Partie vor
Jetzt blieb es an Leon einen Sieg abzuliefern. Fast als letztes gesetzt, war das alles andere als eine einfache Aufgabe. Aber immerhin hatte er 9 Chancen deswegen. Wie schon erwähnt, ein Remis in der ersten Runde war gut, reichte aber nicht. Auch in den weiteren 7 Runden kamen nur hier und da Remisen dazu aber keine Siege. Vor der letzten Runde wähnte Richard sich schon als Sieger. 1 Spiel blieb aber noch. Hier ist es.
Ocelak, Lukas (1688) – Müller, Leon (1532)
Die Eröffnung ist vorbei und die Stellung in etwa ausgeglichen. Jetzt muss Leon entscheiden, ob er die Damen tauschen möchte oder nicht.
15. … Qc7
Von unserem FM und Captain der 1. Mannschaft haben wir alle gelernt, dass ein Damentausch niemals eine Lösung ist. Natürlich beherzigt Leon das.
16. Qd2 Rd8
17. Qg5 h6
18. Qc1
Weiß hat einige Züge verschwendet und gibt damit Schwarz die Möglichkeit in die Offensive zu gehen.
18. … Bd6!
schafft am Königsflügel schwarzfeldrige Schwächen.
19. Rd1 Nc6
20. h3 Nh5!
der Springer kommt rein
21. Rxd6
auch dieser verzweifelte Versuch den schwarzfeldrigen Läufer zu beseitigen, bringt nichts
21. … Ng3+
22. Kg1 Qxd6
23. Qe1 Nxe2+
24. Nxe2 Qc5+
diese Gabel beendet die Partie.
25. Ncd4 e5
26. Rc1 Qb6
0-1
Mit diesem Sieg haben es Adrian und Leon tatsächlich in der letzten Runde geschafft! Ich hoffe Richard wird sich von dieser weiteren Niederlage in naher Zukunft doch noch erholen.
Ansonsten hat Leon die B-Gruppe mit 2,5 Punkten abgeschlossen und kann damit den höchsten ELO-Zuwachs unseres Ausflugs vorweisen: +34
Leon verteidigt seine Mattnetzführung in der Gruppe B nach der 1. Runde
A-Open
Emil war vor dem Turnier in unter den Top 20 gesetzt und wollte dementsprechend auch Großes erreichen. Eine GM-Norm und sogar ein Turniersieg schienen möglich. Diese Träume wurden durch eine Erstrundenniederlage relativ schnell begraben und es ging nur noch um Schadensbegrenzung. Mit 4,5/5 in dem nächsten Runden hat sich Emil wieder erholt, wurde aber dann unsanft vom Erstgesetzten des Turniers Anton Korobov gestoppt. Ein weiter Sieg und eine Abschlussniederlage bedeutete am Ende nur 5,5 Punkte bei einem ziemlich hohem Gegnerschnitt.
Emil wieder an den live-Brettern
Henrik war für mich in diesem Jahr am unauffälligsten. Einige Partien gewonnen, einige verloren. Keine großen Siege, keine großen Niederlagen und nur 3 Mal an einem live-Brett gespielt. Das Ergebnis spiegelte das am Ende auch wieder. 5 Punkte und ziemlich genau +-0 ELO.
Alle 9 Gegner von Henrik waren junger als er
Deutlich interessanter war das Turnier für Marcel. Nach den ersten 4 Runden standen 3 Punkte und zwar gegen 2 IMs und 1 GM. Wir haben uns ausgerechnet, dass jetzt alles remisieren für eine IM-Norm reicht. Für 2 weitere Runden ging der Plan auf, aber in der 7. kribbelten die Finger doch zu stark. Marcel opferte eine Figur und verlor. In der nächsten Runde musste deswegen ein Sieg her. Nach einem spannenden Spiel, war das am Ende auch eine Niederlage. Ein Remis in der letzten Runde war dann auch egal.
Trotzdem kann man das Turnier für Marcel als einen großen Erfolg verbuchen. +23 ELO sind ein guter Schritt in Richtung FM.
Schauen wir und an wie Marcel einen IM in einem interessanten Springerendspiel besiegt.
Petersen, Marcel (2236) – Gnojek,Petr(2421)
Schwarz besetzt die einzige offene Linie in der Stellung. Wahrscheinlich hatte der IM hier Rcd8 vorgesehen und dann doch noch gesehen, dass es wegen c5 und Nd6 nicht funktioniert. Aber anstatt zu evakuieren und sich umzugruppieren, hält Schwarz an dem Turm fest.
23. … e4?
das erlaubt es aber Marcel die Türme vom Brett zu nehmen wonach die weißen Figuren sehr viel aktiver sind und die schwarzen Bauern zu weit vorgerückt sind.
24. Rd1 Rcd8
25. Rbd2 Rxd2+
26. Rxd2 Rxd2+
27. Kxd2 Nd7
28. Nd6 Nc5
29. Kc3 Kf8
Auch wenn es nicht so auf der ersten Blick aussieht, aber Weiß steht komplett auf Gewinn. So krass ist der Unterschied in der Figurenaktivität. Die Engine sagt König weiter mit Kd4 und Kd5 reinbringen. Danach fällt der b7 und es ist gg.
Marcel sieht es aber nicht ein seinen Soldaten auf b3 so im Stich zu lassen und macht es sich etwas schwieriger.
30. b4? axb4+
31. Kxb4 Nd3+
32. Kc3 Nxf2
33. Kd4 Ke7
34. c5
Wenn Schwarz jetzt 34 … Kd7 35 Nxb7 f5 findet, kann er die Partie retten. Der Punkt ist, dass er mit 36. Nd6 g6 37. a5 Nd3 38. a6 Nb4 39. a7 Nc6+ den a-Bauern doch noch aufhalten kann. Für einen Menschen ist so was kaum zu sehen.
Stattdessen versucht Marcels Gegner seine Schwäche loszuwerden.
34. … b6
nach einem Zwischenschach
35. Nf5+
führt das aber zu Stellung mit 2 weißen entfernten Freibauern, die Marcel nach Lehrbuch nutzt um die schwarzen Figuren abzulenken und selbst den Königsflügel einzusammeln.
Das ist eine Stellung, die man durchaus aus der Theorie kennen könnte. Ob Jaros Gegner ihn auf eine neues Terrain locken wollte oder seine Prep einfach vergessen hat, kann man nur vermuten. Jedenfalls war
9. … Nh6?
eher suboptimal. Jetzt kann Weiß mit
10. e6!
Schwarz bleibende Schwächen auf c6 und a7 verpassen.
tief im Mittelspiel bestehen die besagten Schwächen immer noch. Jetzt beginnt Jaro damit die eigenen Figuren tief ins gegnerische Lager umzugruppieren was Schwarz gar nicht aufhalten kann.
25. Be6 g5
26. Rb3! Nf7
27. Rb8! Nd6
28. Ra8 Re8
29. Rxa7 Bxe6
30. Nxe6+ Kf7
31. Nc5
Mittlerweile hat Jaro einen Bauern mehr, eigenen Freibauern und weitere Schwächen von Schwarz warten darauf eingesammelt zu werden. Damit er zumindest irgendwas versuchen kann, gibt Jaros Gegner hier einen weiteren Bauern.
31. Nc5 f5
32. gxf5 Kf6
33. Ne4+ Nxe4
34. fxe4 Ke5
35. Ra4 g4
Schwarz schafft sich mit Gewalt einen Freibauern aber der weiße Plan zum Sieg bleibt relativ einfach: alle Bauern einsammeln, König in die Mitte, Turm für den Freibauern geben, mit Bauern gegen Turm gewinnen. So passiert es auch.
Ein wichtiger Sieg, der aber nur zum Ausgleich reichte. Meine junge Gegnerin aus der selben Runde hat sich früh ihre Dame fangen lassen und musste kurze Zeit später aufgeben.
Jaro und sein geliebter Abtauschfranzose
Vor der letzten Runde also immer noch Gleichstand. Da musste Jaro gegen einen jungen Ukrainer antreten und ich gegen einen FM, der kein gutes Turnier hatte. Hier die Runde aus meiner Sicht.
Pererva, Viktor (2066) – Savicevs, Arsenijs (2211)
Obwohl ich schon letztes Jahr gegen den selben Gegner mit der gleichen Farbe die gleiche Variante gespielt habe, vermassel ich meine Prep und stehe aus der Eröffnung schlechter. Das war aber erst der Anfang.
18. Na3 Qd5+
19. f3 Nd4
20. Nc4 Qe6
21. b5!
Ich bin so froh diesen Zug gefunden zuhaben! Tatsächlich ist es der einzige, der den schwarzen Vorteil in Grenzen hält. Es drohte 21. … b5 was meinen guten Springer vertreibt, den a4 zum gedeckten Freibauern macht und meinen b4 als Schwäche festlegt. Jetzt tauscht sich mein B- gegen seinen A-Bauern.
Die resultierende Stellung ist, wegen dem Freibauern auf B, immer noch angenehmer für Schwarz. Aber mit präzisem Spiel schaffe ich es immer mehr von seinen aktiven Figuren zu neutralisieren.
es ist kurz vor der Zeitkontrolle und die Stellung ist ausgeglichen. Mit wenig Zeit fällt mir nichts Besseres ein als zu versuchen die Damen zu tauschen. (Sorry Henrik). Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass Jaro verloren hat und ich nur noch ein Remis brauchte.
37. … Qa6
38. Qa5 Qxa5
39. Bxa5 Bf8
40. Bc3?
Und natürlich rächt sich der Damentausch sofort! Im 40. Zug stelle ich (nicht zum ersten Mal in diesem Turnier) die Partie ein. Was ich nicht gesehen habe ist, dass der Bauer auf e5 gar nicht hängt. 40. … b4 41. Bxe5 Bg7 und da mein König nicht im Quadrat steht, läuft der Bauer einfach.
ABER… mein Gegner muss auch noch seinen 40. machen. Er erwidert mir den Gefallen und stellt die Partie wiederum selbst ein.
40. … Ba3?
Was die Mission dieses Zug war, habe ich nicht ganz verstanden. Klar er denkt, dass jetzt der Bauer einfach läuft. Aber selbst wenn das so wäre, könnte ich mit Bxe5, exf5, g4 seine restlichen Bauern abräumen und Remis machen. Aber es geht besser.
41. Bxe5 b4
42. Bd6
der Bauer aufgehalten und der Läufer muss den decken. Die Partie sollte jetzt leicht gewonnen sein.
Ein spannendes Spiel mit einem besseren Ende für die richtige Seite. Damit lande ich vor Jaro in der Tabelle und nehme +25 ELO mit.
Für Jaro könnte man das Turnier auch als erfolgreich bezeichnen, wäre da nicht die letzte Runde gewesen, die ihm sowohl die 2100 ELO als auch ein Abendessen gekostet hat.
Mein Gegner blundert doch noch
Freizeit
Natürlich sind wir nicht nur zum Schachspielen nach Tschechien gefahren. Nur eine Runde am Tag, die erst um 15 Uhr anfing, ließ mehr als genug Zeit für Freizeitaktivitäten. Ich möchte hier einfach unkommentiert einige Bilder hinterlassen. Und selbstverständlich war das noch lange nicht alles. Nicht immer haben wir daran gedacht die Kamera drauf zuhalten. Eine kleine Aufzählung was noch fehlt:
schlechte Serien schauen
Malinas 20. Geburtstag
Hand and Brain
Abendessen beim Asiaten oder Italiener
gemeinsam Kochen
lesen
Finale der Frauenfußball-EM
Gesellschaftsspiele
…
Fahrt nach Hause
Lasst mich eins sagen Leute: ES HAT SPAß GEMACHT! Wäre das immer noch meine Meinung, wenn ich die letzten 2 Runden verloren oder -50 ELO gemacht hätte? Wer weiß. Aber ich vermute die Antwort wäre immer noch JA gewesen.
Irgendwie fühlte sich der letzte Tag wie das Ende einer Ära an. Manche von euch überlegen ihr Studium in einer anderen Stadt fortzusetzen, manche haben schon eine Wohnung in einem anderen Land, manche fuhren mit uns gar nicht nach Berlin zurück. Abi, Studium, Arbeit, Familie. Eine Bitte habe ich an euch: egal was passiert, lasst uns das in spätestens einem Jahr noch mal wiederholen!
Der Zug zurück nach Berlin hatte 1h Verspätung. Es war wunderbar. Nirgendwo hätte ich diese Stunde lieber verbracht als an diesem hässlichen Bahnhof mitten in der Pampa mit euch.
In der Zeit vom 5.4. bis 13.4.2025 fand im Hotel Medena in Seget Donji bei Trogir an der Dalmatinischen Küste in Kroatien die 2. Gehörlosen-Europameisterschaft im Schach statt. Es wurde an jeweils vier Brettern gespielt, maximal sechs Spieler pro Mannschaft durften gemeldet werden. Die deutsche Auswahl bestand, in dieser Reihenfolge, aus Mohammed Reza Ghadimi (Kieler SV, GSBV Halle), Artur Kevorkov (Lübecker SV, GSBV Halle), Sergey Sa- lov (Lübecker SV, GSBV Halle), Christian Opitz (SK Radolfzell, GSBV Halle) und Dr. Wolfgang Kössler (Mattnetz Berlin, Dresdner GSV). Betreuer war Holger Mende (Halle/Saale). Ich flog am 5.4.25 von Berlin aus über Wien nach Split. Diesmal hat die Anreise gut geklappt. Die anderen deutschen Spieler waren schon einen Tag früher angereist. Die am 5.4.25 angereisten Sportler wurden von den Gastgebern vom Flughafen abgeholt. Ich kam gemeinsam mit den Polen an. Am Abend diskutierten wir über die Mannschaftsaufstellung, d. h., über die Reihenfolge der Spieler. Früher hatten wir diese nach taktischen Gesichtspunkten vorgenommen, so dass unsere Aufstellung für die Gegner schwerer vorherzusehen war. Unser Spielertrainer- Kapitän Sergey Salov war jedoch anderer Meinung und setzte sich schließlich durch. Im Nachhinein müssen wir zugeben, er hatte recht. Die ersten drei Bretter spielten, bis auf eine Ausnahme, jede Runde, ich wechselte mich mit Christian am vierten Brett ab. Es waren bei den Männern ursprünglich elf Mannschaften gemeldet. Die angereisten Schweden hatten aufgrund von Verständnisproblemen die Turnierregeln nicht einhalten können und mussten aus dem Turnier ausgeschlossen werden. In der Reihenfolge der Setzliste blieben Deutschland, Kroatien, Serbien, Polen, Ukraine, Ungarn, Bosnien- Herzegovina, Schweiz, England und Slowenien, wobei die sechs erstgenannten Mannchaften nominell fast gleichwertig waren. Laut Ausschreibung waren sieben Runden Schweizer System vorgesehen. Kurzerhand wurde der Turnierablauf geändert, Rundenturnier jeder gegen jeden, also neun Runden. Das hatte insbesondere zur Folge, dass der Ruhetag, für den ein Ausflug geplant war, gestrichen wurde. Die Bedenkzeit wurde nicht geändert, 90 Minuten plus 30 Sekunden für jeden Zug für die gesamte Partie. Am Sonntag, 6.4.25, fand am Vormittag die Eröffnungsfeier statt mit den üblichen Eröffnungsreden, natürlich mit Gebärdensprachdolmetscher. Ein schöner Auftritt einer kroatischen Tanzgruppe folgte. Am Nachmittag gab es schon die erste Runde, wir spielten gegen die Schweiz 3,5 : 0,5. Lediglich Mohammed Reza spielte am ersten Brett gegen den starken Schweizer Halit Rexhepi remis. Heute spielte Christian. Damit ergab sich für mich die Gelegenheit nach Split zu fahren. Ich lief 5 km zur Busstation, um dann dort doch ein Taxi zu nehmen. Hauptattraktion in Split ist der Diokletianspalast mit Kirche, Glockenturm und Kaisergemächern. Ich bin dann noch ein wenig durch die Altstadt gebummelt und nahm den Weg zum Marjan-Hügel in Angriff. Am Sonntag ist der öffentliche Nahverkehr knapp und so kehrte ich rechtzeitig um, um noch den letzten(?) Bus um 17:15 Uhr nach 1 Trogir zu bekommen. Am Montag, 7.4.25, spielte ich am Vormittag, wir gewannen gegen England 4 : 0. Am Nachmittag war dann wieder Christian dran und meine Mannschaftskameraden gewannen 3,5 : 0,5 überraschend hoch gegen den Mitfavoriten Serbien! Ich bin inzwischen auf den 444 m hohen Vlaska-Hügel gestiegen. Die Aussichten sind schön, die Wege jedoch in sehr schlechtem Zustand, grober Schotter. Am Dienstag vormittag sollte ich wieder spielen, gegen die Ukraine. Ich bereitete mich auf meinen Gegner, Oleksii Filippskikh, vor. Am Morgen stellten wir jedoch fest, dass ich gar nicht aufgestellt war, sondern Christian. Wie sich herausstellte, passierte unserem Kapitän ein kleines Malheur, er vergaß am Vortag die Aufstellung beim Schiedsgericht abzugeben. Wenn keine neue Aufstellung abgegeben wird, dann gilt die alte. Christian war auch nicht erfreut, er hatte sich auf einen ruhigen Vormittag eingestellt. Wir verloren dann gegen die Ukraine 1,5 : 2,5. Die Punkte holten Artur (1) und Mohammed Reza (0,5). Der älteste Spieler des Turniers, Sergey Salov (85 Jahre), verlor gegen einen der drei jüngsten Spieler (alle drei Jahrgang 2009), den ukrainischen Jungstar Georgii Metreveli, der am Ende sagenhafte acht Punkte aus neun Partien holte und auch die Brettwertung am dritten Brett gewann. Ich bin inzwischen auf der Trogir vorgelagerten Insel Ciovo wandern gegangen. Am Nachmittag fand dann das Blitzturnier statt, an dem nur acht Mannschaften teilnahmen. Bedenkzeit war, wie mittlerweile üblich, drei Minuten plus zwei Sekunden pro Zug. Ich spielte alle sieben Runden, gewann dreimal, verlor viermal. Ich bin offenbar zu langsam. Serbien gewann das Turnier souverän. Unsere Mannschaft belegte den fünften Platz. Am Mittwoch spielte ich dann beide Partien am vierten Brett. Am Vormittag spielten wir gegen Ungarn 2,5 : 1,5, Mohammed Reza gewann, die anderen spielten remis. Am Nachmittag verloren wir jedoch gegen Polen 1.5 : 2.5. Diesmal verlor Mohammed Reza, die anderen spielten remis. Mohammed Reza hatte hier aber den stärksten Spieler des Turniers, Pawel Piekielny, der 7,5 Punkte am ersten Brett holte, als Gegner. Am Donnerstag fand das Schnellschachturnier statt. Bedenkzeit war 10 Minuten plus 5 Sekunden für jeden Zug. An diesem Turnier nahmen neun Mannschaften teil. Ich spielte am Vormittag, Christian am Nachmittag, jeder vier Runden. Ich schaffte jedoch nur einen Sieg und drei Niederlagen. Unsere Mannschaft belegte wieder den fünften Platz. Dies war der dritte fünfte Platz nacheinander, in Erzurum waren wir ja auch schon fünfte geworden. Das Turnier gewann die Ukraine. Am Freitag ging es mit dem Standardturnier weiter. Es standen die siebte und achte Runde auf dem Programm. Nach sechs Runden lagen wir mit vier Siegen und zwei Niederlagen auf dem dritten Platz. Uns waren jedoch Serbien, Ungarn und Kroatien dicht auf den Fersen. Bei einer etwaigen Niederlage gegen Kroatien in der siebten Runde war ein Gleichstand aller vier Mannschaften (Deutschland, Kroatien, Serbien, Ungarn) zu erwarten. Uns hätte ein 2 : 2 gereicht, um den dritten Platz zu festigen, Kroatien jedoch musste gewinnen, um im Medaillenrennen zu bleiben. Am Abend haben wir überlegt, ob Christian oder ob ich, vermutlich gegen Toni Vujcic (mit Weiß), spiele. Christian fühlte sich gut, und so spielte er, hatte aber einen schweren Stand. Das wäre mir vermutlich genauso gegangen. Mohammed Reza gewann gegen den IM Branko Vujakovic und so 2 stand es nach dreieinhalb Stunden 1,5 : 1,5. Arturs Gegner Bogdan Bozinovic kämpfte in einer unklaren Stellung (Läufer und zwei Bauern gegen Turm) verbissen um den Sieg, ließ sich aber matt setzen. Siehe dazu die Partie unten. Damit hatten wir gegen Kroatien gewonnen. Da wir noch zwei etwas leichtere Gegner hatten, waren wir dicht am dritten Platz. Wir wollten den Gegner am Nachmittag, Bosnien-Herzegowina, jedoch nicht unterschätzen. So spielte Mohammed Reza doch, der sich eigentlich auf eine Ruhepause eingestellt hatte und er gewann seine Partie. Alle anderen spielten remis. Jetzt war der dritte Platz gesichert. Nach vorne war auch nichts mehr drin, da die vor uns auf dem zweiten Platz liegende Ukraine gegen Serbien ein 2 : 2 vereinbarte. Mohammed Reza spielte mit sechs Punkten aus acht Partien am ersten Brett ein hervorragendes Turnier, er hatte 25 ELO-Punkte hinzu bekommen. Da hatte er sich den freien Sonnabend redlich verdient und er konnte aussetzen. Gegen Slowenien in der neunten Runde spielten wir beide, Christian und ich, und gewannen, wie auch Sergey. Artur jedoch, diesmal am ersten Brett, verlor gegen den zweitbesten Spieler des Turniers, den anderen 16-jährigen Jungstar, Bruno Glas. Bei Artur war nach dem sehr anstrengenden Turnier und dem gesicherten dritten Platz etwas die Luft raus. Artur spielte jedoch auch ein sehr starkes Turnier, er gewann die Brettwertung am zweiten Brett. Das Turnier gewann Polen vor der Ukraine und Deutschland. Mit der Bronzemedaille können wir sehr zufrieden sein. Die Siegerehrung am Sonnabend abend war stimmungsvoll, mit Flaggenhissung und Nationalhymne. Anschließend gab es noch ein Bankett. Natürlich gab es auch ein Frauenturnier an jeweils zwei Brettern. Maximal vier Spielerin- nen konnten gemeldet werden. Eine deutsche Mannschaft konnte nicht teilnehmen, da wir nur eine einzige, allerdings sehr starke gehörlose Spielerin (Annegret von Erichsen) in Deutschland haben. Das Standardturnier gewann die Ukraine, das Schnellschachturnier Ungarn und das Blitzturnier die beiden lettischen Schwestern Margarita und Anastasia Parhomenko. Wenn man alle sechs Turniere zusammen nimmt, dann war die Ukraine die erfolgreichste Mannschaft mit zwei ersten und vier zweiten Plätzen. Sie waren mit 13 Teilnehmern (sechs Männer, vier Frauen und drei Betreuer) auch die zahlenmäßig stärkste Mannschaft. Die Organisation des Turniers war, ähnlich wie in Belgrad 2023 (Behinderten-WM), und ganz im Gegensatz zu Erzurum 2024 (Deaflympics), hervorragend. Der Spielsaal war geräumig, genug Platz für die Schachbretter, die eine elektronische Aufzeichnung ermöglichten. Insgesamt vier Schiedsrichter und reichlich technisches Personal sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Im Analysesaal konnte ein großer Teil der Partien live verfolgt werden. Am Sonntag flogen Artur und Sergey wie auch die anderen Mannschaften nach Hause. Wegen ungünstiger Flugzeiten am Sonntag blieben wir anderen noch einen Tag länger und konnten so den fehlenden Ausflug nachholen. Wir fuhren mit einer Reisegruppe in den Krka-Nationalpark zu den berühmten Wasserfällen. Diese sind zwar nicht mit den Iguacu-Fällen in Argentinien/Brasilien zu vergleichen, aber auch sehr schön. Christian fand den Rheinfall schöner, dem kann ich nicht zustimmen. Eine kleine Bootsfahrt führte uns zu dem netten Städchen Skardin. Von hier aus wollte ich noch zwei Aussichtspunkte aufsuchen, die meine, wie ich feststellen musste, veraltete Wanderkarte anzeigte. Jedoch waren die Bäume mitlerweile so hoch gewachsen, dass am ersten Punkt gar nichts zu 3 sehen war. Beim zweiten Punkt konnte ich mich durch die dichten Bäume auf den Felsen zwängen und die Aussicht auf den Krka-Fluss genießen. Hier ist die entscheidende Partie zwischen Artur und Bogdan Bozinovic.
Kevorkov, Artur (2116) – Bozinovic, Bogdan (2088)
Wolgang Kössler
Dr. Wolfgang K¨ossler, Artur Kevorkov, Holger Mende, Christian Opitz, Sergey Salov, Mohammed Reza Ghadimi (v.l.n.r.). Quelle: Holger Mende
Hallo ihr Skatfreunde, hier seht ihr die 3 Gewinner vom Osterskat 2025. Dank etlicher Helfer wurde es ein sehr schöner Abend. Ich denke daß sich Alle schon auf den Weihnachtsskat freuen. Es ist der 12.Dezember im Kalender rot anzustreichen.
Die Osterzeit ist jedes Jahr auch Schachzeit, denn die besten Spieler Berlins treffen in der Berliner-Einzelmeisterschaft aufeinander. Da sich dort die Elite tummelt, trägt sie passenderweise den Namen „Meisterklasse“. Wer sich auch mit diesen Feld Topspielern und Titelträgern wie beispielsweise Fide-Meister Henrik Hesse, manchen eventuell ein Begriff, messen will, muss sich vorab erstmal beweisen. Hierfür muss man sich im sogenannten Qualifikationsturnier gegen eine große Zahl an ambitionierten Meisterklasseaspiranten durchsetzen. Auch dieses Jahr waren wir wieder mit einigen Mattnetzern dabei, die versuchten in die Fußstapfen Georg Tscheuschners zu treten und das Turnier zu gewinnen, oder aber einfach Erfahrung und möglichst viele DWZ/Elo-Punkte zu sammeln.
Bei meinem kleinen Bericht werde ich (Max Teschke), selbstverliebt wie ich bin, hauptsächlich von meinem Turnier berichten, da ich zwar immer mit allen mitgefiebert, aber im Detaill von den anderen nicht alles detailliert mitbekommen habe.
Nach langer Vorrede jetzt zum Turnier.
Voller Tatendrang und Hoffnung habe ich mich am Ostersamstag für die 1. Runde ans Brett gesetzt. Vielleicht könnte ich ja mit ein bisschen Glück meinen 3. Platz aus dem Vorjahr bestätigen. Mit richtig viel Glück waren vielleicht sogar die benötigten 7,5/9 Punkte möglich, die man für die Quali für die Meisterklasse braucht. Allerding bekam meine Stimmung einen kleinen Dämpfer als ich meinen Gegner sah. Ein 12-jähriges Talent mit ca. 1850 DWZ, was für mich, als mittlerweile quasi alter Hase, definitiv angsteinflößend war. Diese Angst stellte sich als berechtigt heraus, denn der leider sogar sehr sympathische junge Mann hat mich direkt mal weggeputzt. Ich startete also mit einer saftigen Niederlage ins Turnier und meine Hoffnungen lösten sich erstmal in Luft auf. Jetzt noch 7,5/8 zu holen würde einer Art osterlichen Auferstehung gleichen. Meine Ziele verschoben sich also darauf möglichst die verlorenen DWZ-Punkte zurückzuholen. Dies gestaltete sich aber so gar nicht einfach. In der nächsten Runde bekam ich einen 10-Jährigen Gegner und danach ebenfalls einen Jugendlichen, der innerhalb des letzten Jahres von 1400 auf 1900 geklettert war. Ich war begeistert. Natürlich gelang es mir erfolgreich in beiden Partien Verluststellungen zu erreichen. Dank einiger Mithilfe meiner Gegner konnte ich aber der Katastrophe doch zu entgehen und stand nach 3 Runden dann doch irgendwie mit 2/3 Punkten da. Als ich die 4. Runde diesmal relativ leicht gewinnen konnte, hatte sich meine Laune gebessert und ich war wieder bei +- 0 Elo-Punkten. Es folgte ein solides Remis mit Schwarz gegen einen guten Gegner. Das war durchaus ok, aber mit 3,5/5 Punkten brauchte es jetzt 4/4 Punkten für die 7,5. Das hielt ich doch für sehr unrealistisch. Parallel hatte sich allerdings Silvio zu starken 4/5 Punkten gemausert und spielte ganz vorne mit, was uns alle besonders freute, insbesondere weil Silvio (generell im ganzen Turnier) super viel Positivität versprühte, die irgendwie ansteckend war. In der 6. Runde brachte mich meine akribische Eröffnungsarbeit bei Chessable (ich verbringe echt zu viel Zeit damit) in eine tolle Situation. Ich war nach 10 Zügen aus dem Buch und hatte einen Bauern weniger. Ich wusste, dass ich theoretisch nicht schlecht stehen konnte, da alle Züge vorher ja in meinem Kurs waren. Leider hatte mein Gegner gerade mit h6 meinen Plan Lg5 zu spielen verhindert, was mir logisch erschien und ich musste mir jetzt überlegen, wie ich seine einfache Idee zu rochieren und sich dann mit Mehrbauern einfach zu entwickeln, verhindern sollte. Zum Glück fand ich mit Dd3 im letzten Zug eine trickreiche Idee. Er rochierte trotzdem, was mir eine gewinnbringende Taktik erlaubte:
Lxh6! …nehmen kann Schwarz nicht wegen Dg6+ Kh8 Dxh6+ Kg8 und Sg5, was die Dame gewinnt.
Und nach …Sxb4 mit Doppelangriff auf Dame und Läufer folgt der schöne Zug Dg6! Es hängt gefühlt alles bei Weiß aber Schwarz wird mattgesetzt.
Mein Gegner spielte den vergleichsweise besten Zug …Se7 aber nach Sg5 g6 Lxf8 ist die Stellung hoffnungslos für Schwarz.
Ich brauchte also „nur“ noch 3/3, was mir zum ersten Mal im Turnier möglich schien. Ich ließ mich wahrscheinlich auch von Silvios Euphorie mitreißen, der sich mit einem weiteren Sieg ans Spitzenbrett gekämpft hatte (was besonders cool war, weil das 1. Brett wie die Spiele der M-Klasse live übertragen wurde). Diese Möglichkeit nutzte Silvio in der Folgenden Runde, um ein bisschen anzugeben. Gegen einen sehr starken Gegner packte er am Livebrett eine sehr schöne Taktik aus:
Silvio hat hier Schwarz und konnte bereits in der Eröffnung einen Bauern einsammeln. Nach dem letzten Zug des Gegner h4 setzt Silvio einen wunderschönen Schlusspunkt:
…Dxe2! Boom Silvio gewinnt einen Springer und damit die Partie. Wenn Weiß die Dame schlägt kommt …Sxg3+ und gewinnt die Dame zurück und hat einfach 2 Figuren mehr. Auf Silvios Niveau keine sehr schwere Taktik aber dennoch wunderschön.
Damit setzte sich Silvio mit 6/7 an die Spitze. Ich konnte meine Partie ebenfalls gewinnen und in der Vorletzten Runde kam es zum Duell der beiden mit Abstand besten Spieler im Turnier. Es kam zum Mattnetzduell am Spitzenbrett: Silvio gegen mich. Eigentlich sind Vereinspaarungen ja immer sehr ärgerlich und wir haben uns auch nicht darüber gefreut, aber wenn es sein muss dann am liebsten so. Wir waren mittlerweile bei gut ins Rollen gekommen und der Sieger würde Chancen auf den Turniersieg haben. Wie sich herausstellte hatten wir beide Angst vor der Vorbereitung des jeweils anderen. Deshalb wählte Silvio mit Weiß die harte Maßnahme 1. f4, was mich sehr freute, weil ich wusste, dass wir also eine Stellung kriegen, die wir vermutlich beide nicht so gut kennen und Silvio nicht extra etwas gegen mich herausgesucht hatte. In einer sehr umkämpften Partie, in der Silvio mich eigentlich etwas überspielt hatte, übersah er in Zeitnot eine Taktik, die mir den glücklichen Sieg brachte. Bitter für Silvio, der sich aber in klassischer Silvioweise für mich freute. Ich hatte es also irgendwie zu 6,5/8 Punkten geschafft und war nun wirklich nur noch einen Sieg von der M-Klasse und sogar dem Turniersieg entfernt. Vor der letzten Runde stand fest: mit einem Sieg wäre ich Turniersieger, ein Unentschieden würde aber nicht reichen. Klimaktisch passend spielte ich in der letzten Runde gegen den Setzlistenersten Daniel Weber mit einer für mich beneidenswerten Elo von ca. 2180. Wir spielten eine scharfe Variante im Sizilianer, in der ich einen Bauern opferte, aber Initiative und das Läuferpaar bekam. Nach einer superkomplizierten Partie konnte mein Gegner in folgender Stellung keine Verteidigung mehr finden und verlor auf Zeit:
Ich denke, hier war auch nichts mehr zu machen.
Ich habe mich riesig gefreut. Das ist mein erster Sieg eines so starken Turniers, insbesondere weil ich nach der Niederlage in der 1. Runde wirklich nicht mehr daran geglaubt hatte.
Die generelle Stimmung in der Gruppe war auch gut. Auch wenn Silvio das Turnier nicht so stark abschließen konnte, war es dennoch eine tolle Leistung von ihm und brachte ihm immerhin den 9. Platz, womit er auch auf die Bühne kam! (Entschuldigt bitte die Qualität des Fotos, aber irgendwo spiegelt es auch den Rausch des Moments wider^^)
Für Siggi lief das Turnier nicht so gut, aber er wird sicherlich im nächsten Jahr wieder angreifen. Für Leonardo, Adrian und Leon war das Turnier ok. Sie hatten sich zum Teil etwas mehr erhofft, aber manchmal muss man mit ca. +- 0 Punkten und einiges mehr an Erfahrung auch zufrieden sein. Simeon hat ein mit 50% und 60 Elo+ ein starkes Turnier gespielt und besonders Tim hat super abgeliefert und sich sogar die Silbermedaille in seiner Ratingkategorie erspielt.
Insgesamt war das Qualifikationsturnier also ein Erfolg für Mattnetz und die Atmosphäre im Team ist bei so einem Turnier immer besonders schön. Ich freue mich, nächstes Jahr in der M-Klasse gegen die Größen des Berliner Schachs wie Viktor Pererva, Jaroslaw Verbitsky, Georg Tscheuschner (falls er sich traut) Marcel Pedersen und FM Henrik Hesse antreten zu können.
(Auch hier kann man bemängeln, dass nicht alle in die Kamera schauen, aber das ist garnicht so leicht, wenn euch die tief stehende Sonne ins Gesicht prallt!)